Mir stellt sich aktuell wieder mal die Frage, wie es mit meinen Linuxrechnern weiter gehen soll. Beruflich war ich schon Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrtausends auf großen Unixsystemen unterwegs, also zu Zeiten als die meisten heutigen Geeks Linux noch nicht kannten oder schreiben konnten (oder überhaupt schon schreiben konnten ;-)). Aus dieser Zeit stammt auch meine Beziehung (um nicht zu sagen Liebe) zu unixoiden Systemen. Und aus diesem Grund läuft auf meinen privaten Rechnern auch seit 1999 primär Linux, angefangen mit Mandrake/Mandriva, später ArchLinux, und seit einigen Jahren Ubuntu.
Am Anfang dieser Zeit hatte ich mir die relativ jungen Desktop-Environments KDE und Gnome angesehen und konnte mich nicht so recht für KDE begeistern, womit ich relativ schnell bei Gnome hängen blieb. Auch, weil KDE bzw. viele KDE-Programme damals noch nicht so recht ausgereift und instabil waren. Und ab Version 2.0 war Gnome wirklich schick und bewegte sich in die Richtung, wie ich es wollte.
Nun stehen aber einige gravierende Veränderungen an. Wer mein Blog verfolgt, der hat schon mitbekommen das ich meistens relativ spät auf neue Versionen von Ubuntu wechsele, da ich ungern mit fehlerhafter Software arbeite. So kommt es auch, das auf dem Netbook immer noch Ubuntu 10.10 und auf dem Notebook Ubuntu 10.04 LTS laufen. Beide Versionen werden zur Zeit noch aktiv durch Ubuntu gewartet, da bestände also kein Zwang zum zeitnahen Update. Allerdings gibt es bei einigen von mir genutzten Zusatzprogrammen mittlerweile neue Versionen, die Erweiterungen und Korrekturen enthalten, die ich gern einsetzen würde. Nur laufen diese neuen Softwareversionen nicht mehr unten den von mir genutzten Ubuntu-Versionen, da hier Abhängigkeiten vorhanden sind, die sich auch nicht einfach auf diesen Ubuntu-Versionen separat installieren lassen.
Nun könnte man meinen, das man ja nur Ubuntu updaten müsste um diese Abhängigkeiten aufzulösen. Da kämen dann die nächsten Probleme ins Spiel: Gnome 3 und Unity. Beide Desktop-Systeme habe ich mir in den letzten Tagen intensiv angesehen als auch diverse Diskussionen dazu im Netz in den letzten Monaten verfolgt. Auf konkrete Links zu Diskussionen verzichte ich hier absichtlich, das Netz ist voll davon, Google hilft hier gern weiter.
Die Gnome-Entwickler haben mit der neuen Version 3 des Gnome-Desktops alle Altlasten von Gnome 2 über Bord geworfen. Und meiner Meinung nach auch eine ganze Menge sinnvollen Funktionalitäten und Bedienkonzepte. Das, was da momentan als Desktop abgeliefert wird, ist meiner Meinung nach nicht sinnvoll zu gebrauchen. Der Anwender wird an zu vielen Stellen bevormundet (sorry, anders kann man das nicht nennen), sinnvolle Einstellmöglichkeiten werden einfach nicht angeboten. Das oft zitierte Argument der Vereinfachung und Reduzierung auf die von den Nutzern benötigten Funktionen zieht hier meiner Meinung nach auch nicht. So, wie es jetzt ist, ist es einfach nur Murks. Gnome 3 werde ich so definitiv nicht nutzen.
Nachdem Gnome bisher der Standard-Desktop von Ubuntu war hat man sich dort auch Gedanken gemacht wie es weitergehen soll. Und hat sich dafür entschieden lieber eine eigene Lösung namens Unity aufzubauen. Unity war ursprünglich für Netbooks gedacht und setzt ebenfalls sehr stark auf Vereinfachung. Wobei für Unity bisher entsprechend leistungsfähige 3D-fähige Grafikhardware erforderlich ist. Da gerade 3D-Fähigkeit bei viele freien Grafiktreibern immer noch problematisch ist als auch Netbooks eher relativ leistungsschwache, weil billige und stromsparende Hardware enthalten ist es für mich bis heute unklar warum Unity unbedingt diesen ganzen 3D-Kram braucht? Für mich ist dieser Zustand an sich eigentlich schon ein krasser Design-Fehler. Ansonsten sind meine Erkenntnisse zu Unity nicht viel anders als zu Gnome 3: Für mich zu eingeschränkt, zu unflexibel und momentan nicht zu gebrauchen.
Was also tun? XFCE wäre eventuell eine Alternative, die ebenfalls wie Gnome und Unity auf GTK aufsetzt. Und Xfce hat sich in den letzten Jahren auch in vielen Bereichen weiterentwickelt, führt aber trotzdem eher ein Schattendasein im Schatten von Gnome (was sich jetzt mit Gnome 3 evtl. ändert). Enlightenment e17 wäre ein schicker Window-Manager, dessen Entwicklung ist aber so lahm, das ich damit wohl wieder auf ein eher totes Pferd setzen würde. Nachdem für meine ganzen Funktionstests mit Gnome 3 und Unity nun schon eine virtuelle Maschine mit Ubuntu 11.04 vorhanden war habe ich kurzerhand KDE 4.6 installiert. KDE hatte ich in den letzten Jahren nur am Rande im Auge behalten, und nach den massiven Problemen mit den ersten KDE 4-Releases kaum noch verfolgt. Und ich muss sagen, das ich sehr positiv überrascht wurde. Der ganze Desktop incl. Login-Manager (KDM) wirkt auf den ersten Blick sehr angenehm und rund. Dies betrifft auch sehr viele der KDE-Programme. Die KDE-Gemeinschaft hat es geschafft das die Programme trotz vieler Optionen einfach, intuitiv und schnell zu bedienen sind. Dabei sehen die Programmfenster auch noch gut aus, alles wirkt wie aus einem Guss. Auch läuft das Ganze trotz vieler optischer Effekte sehr zügig. Ich glaube, ich habe mein neues Desktop-Environment gefunden. Das Netbook ist schon auf Ubuntu 11.04 aktualisiert und auf KDE umgestellt worden, das Notebook wird wohl in einigen Tagen folgen.
Tschüß Gnome!
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