Fotografie-LogoVorab: In diversen Internetforen ist das Thema Archivierung der eigenen Bilddatenbestände immer wieder ein beliebtes, viel diskutiertes Thema. Da ich es langsam Leid bin immer wieder die gleichen Fragen zu beantworten versuche ich einmal alles Wichtige zu diesem Dauerbrenner-Thema zusammenzufassen. Es geht mir hier um das Archivieren von Daten, also die Langzeitaufbewahrung. Nicht um Backups zur Datensicherung.

Beginnen wir mit den notwendigen Archivmedien. Welches ist das beste digitale Medium für Langzeitarchivierung? Eigentlich keines. Der entscheidende Grund hierfür ist nicht die Qualität eines bestimmten Mediums, sondern die sich in rasantem Tempo immer weiter entwickelnde Technik. Manche Medien wie CDs und DVDs haben technologiebedingt nur eine begrenzte Lebensdauer. Andere Medien wie Festplatten sind mechanisch empfindlich und ebenfalls nicht ewig haltbar. Flashmedien sind momentan noch nicht in sinnvollen Größen erhältlich. Abgesehen davon ist das Langzeitspeicherverhalten vn Flash nicht unbedingt besser als das der anderen genannten Medien. Allen gemein ist das sie in ihrem jetzigen Stand der Technik vor einigen Jahren so noch nicht verfügbar oder gar vorstellbar waren und in einigen Jahren technologisch genauso veraltet wie heute Disketten. Und damit kommen wir zum Knackpunkt: Wer kann heute noch Disketten lesen? Welcher aktuelle Rechner hat denn noch passende Laufwerke? Die gleichen Fragen werden wir uns wohl in einigen Jahren bezüglich CDs, DVDs und wohl auch Festplatten bzw. deren verschiedener Interfaces stellen müssen. Selbst wenn das Medium dann noch zu 100% intakt ist wird es eventuell schwierig noch die passenden Laufwerke zu finden.

Betrachten wir unabhängig von den obigen Erkenntnissen die wichtigsten momentan am Markt verfügbaren Medientechnologien:

Externe Festplatten

  • + Externe Platten lassen sich problemlos via USB2/eSata/FireWire anbinden.
  • + Es sind keine extra Laufwerke für die Medien erforderlich.
  • + Hoher Datendurchsatz –> Schnelle Sicherung.
  • + Kostengünstig.
  • + Geringer Medien-Verwaltungsaufwand. Um nicht zu sagen keiner.
  • – Mechanisch relativ empfindlich.

Festplatten sind prinzipiell erst mal genauso sicher und unsicher wie jedes andere Backup- oder Archivmedium auch. Allerdings ist die dahinterstehende Technologie sehr ausgereift und praxiserprobt. Auch wenn neue Technologien wie SSD in den nächsten Jahren an Bedeutung zunehmen werden, so bin ich doch ziemlich sicher das bei großen Speicherkapazitäten Festplatten aufgrund ihres sehr guten Preis-Leistungsverhältnisses noch lange am Markt verfügbar sein werden. Auch die gängigen Anschlüsse externer Platten wie USB, eSata und FireWire sind konzeptionell so angelegt das hier Weiterentwicklungen der kommenden Jahre wohl problemlos abwärtskompatibel sein werden zu den aktuellen Varianten.

In Verbindung mit Festplatten wird oft empfohlen gleich eine RAID1-Lösung (gespiegelte Platten) als Archivmedium zu nutzen. Man spare sich damit das mehrfache Kopieren. Davon kann ich nur abraten. RAID1 ist als Hochverfügbarkeitslösung für ständig laufende Festplatten eine feine Sache. Beim Archivieren hat es nichts zu suchen. Bestimmte Probleme wie Viren, Würmer oder das oft vergessene Probleme zwischen Monitor und Drehstuhl (ja, der Anwender selbst!) kann es nicht ohne Probleme lösen. Wenn z. Bsp. der Anwender versehentlich eine Datei auf dem RAID-System löscht ist die Kopie auf der zweiten Platte sofort mit weg. Genau das will man sicher nicht haben.

Aus dem gleichen Grund machen fest im Rechner eingebaute Platten für eine Archivierung keinen Sinn. Archivmedien sind nach dem Erstellen offline zu lagern. Alles, was ständig läuft und quasi immer zugreifbar ist kann nicht sicher sein.

CD und DVD

  • + Kostengünstig.
  • + Laufwerke aktuell flächendeckend verfügbar.
  • – Großer Datenträgerbestand erforderlich, dadurch hoher Verwaltungsaufwand.
  • – Begrenzte chemische Lebensdauer.
  • – Aufwänige, zeitintensive Archivierung.
  • – Mechanisch relativ empfindlich.

Lange Zeit waren CDs und DVDs in vielen Bereichen das Archivmedium der Wahl, auch wenn man aufgrund der bedingten chemischen Lebensdauer nach einigen Jahren die Daten umkopieren musste. Diese Zeiten, als Festplattenspeicher noch relativ teuer waren, stellten diese Medien den günstigsten Weg zur Langzeitarchivierung dar. Mittlerweile sind aber sowohl die Festplattenpreise dramatisch gefallen als auch die Bildergrößen aktueller Kameras deutlich gewachsen. Gerade Letzteres macht CDs und DVDs aufgrund des hohen Verwaltungsaufwand für ein größeres Archiv immer uninteressanter.

DVD-RAM

  • + Deutlich höhere Lebensdauer als DVDs.
  • + Besseres Defect-Management als DVDs.
  • + Beschreiben ohne Brennsoftware möglich. DVD-RAM verhalten sich wie Wechwelplatten.
  • – Nicht jeder DVD-Brenner kann DVD-RAM schreiben.
  • – Mechanisch relativ empfindlich.

Der Rest ist eigentlich wie bei den DVDs.

BluRay

  • + Im Verhältnis zu CDs/DVDs kapazitätsmäßig deutlich besser.
  • – Relativ neue Technologie, bisher wenig Langzeiterfahrungen.
  • – Momentan noch relativ teuer.
  • – Laufwerke noch nicht flächendeckend verfügbar.
  • – Im Verhältnis zu Festplatten kapazitätsmäßig deutlich schlechter.

BlueRay ist zwar nicht ganz neu (PDD und UDO im kommerziellen Umfeld sind quasi nichts anderes), aber momentan im Consumer-Umfeld noch zu neu und zu teuer. Für den aktuellen Preis eines Brenners bekommt man 2x 1TB als Platte. Kapazitätsmäßig sind 50GB-Medien bei großen Datenbeständen auch nicht der große Fortschritt.

Magnetbänder

  • – Spezielle Laufwerke notwendig. Teilweise Abhängigkeit von nur einem Hersteller.
  • – Meistens spezielle Anschlüsse für diese Laufwerke notwendig (SCSI).
  • – Spezielle Sicherungssoftware notwendig.
  • – Geringe Haltbarkeit.
  • – Mechanisch relativ empfindlich.
  • – Zeitlich hoher Aufwand bei großen Datenbeständen.

Alles was Band-basierend ist würde ich durchaus für Backups in Erwägung ziehen, nicht jedoch fürs Archivieren. Abgesehen davon stört die extreme Abhängigkeit von zusätzlicher Sicherungssoftware, speziellen Laufwerken und ggfs. speziellen Interfaces wie SCSI.

Flashspeicher

  • + Keine mechanisch bewegten Teile.
  • – Momentan noch zu geringe Kapazitäten.
  • – Momentan noch zu hohe Preise.

Flashspeichern gehört in vielen Bereichen sicher die Zukunft. Allerdings werden wohl noch einige Jahre ins Land gehen bis sie für Langzeitarchivierung wirklich attraktiv sind.

Online-Archiv-Dienstleister

  • + Keine eigene Hardware notwendig.
  • + Datenlagerung ausser Haus inklusive.
  • – Sicherheitskonzepte des Anbieters nicht überprüfbar. Wie und wo lagert der den ganzen Kram wirklich?
  • – Spezielle Zugangssoftware notwendig.
  • – Zugangssoftware meistens nur für bestimmte Betriebssystemplattformen verfügbar. Gerade ich als Linuxnutzer habe da leider oft das Nachsehen.
  • – Sicherung großer Datenmengen selbst mit schnellem DSL sehr langsam.
  • – Das Online-Angebot ist oftmals auch als eine Art Multimedia-Filesharing-Lösung ausgelegt. Nicht wirklich das was man fürs Archivieren benötigt.

Online-Archiv-Dienstleister werben damit das sie einem quasi die ganze Arbeit abnehmen für einen gewissen Geldbetrag. Bisher konnte mich aber noch keiner der Anbieter wirklich überzeugen. Meistens lag es daran das die Preise für die angebotene Dienstleistung für Privatanwender einfach noch zu hoch sind für das Gebotene. Selbst Anbieter mit günstigen Preisen und ohne Volumenbegrenzung (was ich für unseriös halte, Speicher ist nicht unendlich für lau zu haben) liegen preislich bei 2 Jahren Nutzung in Größenordnungen, für die man locker Festplatten mit 1-2 TB Kapazität erwerben kann. Für manchen Anwender ist die Online-Sicherung allerdings sicher eine überdenkenswerte Option.

Unter all diesen Gesichtspunkten und dem Aspekt das es für den Privatanwender die Archivierung möglichst einfach und kostengünstig erfolgen soll würde ich momentan zu einer Lösung raten, die auf mehreren externen Festplatten basiert, ggfs. in Verbindung mit einer zusätzlichen Online-Sicherung.

Soweit zu den möglichen Medien. Kommen wir zu einem Punkt, der eigentlich viel wichtiger ist, unabhängig von den genannten Medien: Das Archivierungskonzept. Die besten Medien nützen nichts, wenn man kein in sich schlüssiges Konzept hat, welches auch gelebt wird. Gerade Letzteres wird oft vernachlässigt. Da werden tolle Lösungen gebaut, die aber dann so komplex und zeitaufwändig sind, das man deren Nutzung solange rausschiebt, bis es gekracht hat. Also besser die 90%-Lösung entwickeln, die auch genutzt wird anstelle einer 1000%-Lösung, die keiner anwendet. Was mir noch dazu einfällt:

  • Redundanzen schaffen. Auch Archivmedien können mal kaputt gehen. Dann sollte immer noch eine Reserve vorhanden sein. Damit im Schadensfall eine korrekte Ermittlung der defekten bzw. korrekten Daten möglich ist sollten im Ganzen immer drei Datensätze existieren, also entweder ein „Original“ im laufenden System plus zwei „Kopien“ auf externen Medien, oder wenn die Daten komplett ausgelagert werden sogar drei „Kopien“. Im Schadensfall kann man so immer durch Vergleichen der drei Datensätze feststellen welcher Datensatz fehlerhaft ist.
  • Die Datenträgersätze an verschiedenen Standorten lagern. Also wenigstens einen Satz ausser Haus deponieren.
  • Regelmäßiges Prüfen der Datenträger und frühzeitiger Austausch bei ersten Verschleißerscheinungen.
  • Regelmäßiges Überdenken der verwendeten Datenträger und Technologien. Die Technologien entwickeln sich so schnell weiter, das es keinen großen Sinn macht mehr als 3-5 Jahre in die Zukunft planen zu wollen.
  • Abhängigkeiten von bestimmter Hard- und Software weitestgehend vermeiden. Man muss sich ja die Arbeit nicht selbst schwerer machen als notwendig.
Archivierungsstrategien für digitale Bilder
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2 thoughts on “Archivierungsstrategien für digitale Bilder

  • 26. Juli 2009 um 23:44
    Permalink

    Danke für diese sehr ausführliche und für mich überzeugende Info.

    Mir sind bisher zweimal alle Daten des Rechners, also auch die Fotos ,
    weggebrochen. Bei dem zweien Crash war auf der Festplatte dann lediglich Betriebssystem Windows zerstört und die Fotos konnten gerettet werden. Jetzt kopier ich auf eine externe Platte.
    Allerdings wurde wohl ein nicht für mich 100% identisches Betriebssystem aufgespielt, was mir als Laien enorme Probleme immer noch bereitet. Niemand bekommt z.B. das Netzwerk wieder hin, das den Rechner und Drucker meines Mannes mit mir verbindet und auch umgekehrt. Scheußlich und sehr betrüblich. Die Erstinstallation hat schon den Leuten von der Telekom viel Mühe bereitet vor ca. 3 Jahren.

    Wir selbst sind leider nur mit den notwendigsten Kenntnissen auf technischem Gebiet gesegnet, die Helfer angeblich Profis :-))

    Computer scheinen eine Art Lebensaufgabe zu sein, schade drum, denn es macht uns eigentlich viel Spaß und interessiert sind wir enorm daran :-)

    Grüße,
    Trude S.

    Antworten
  • 18. Dezember 2009 um 01:20
    Permalink

    Hiho,

    bei BluRay fehlt mir nur noch BD-RE als dicker Nachfolger der DVD-RAM, mit 25 und 50GB Medien. Ansonsten wäre das ein schöner Artikel für unsere FAQ:)

    LG Dietmar

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